Kramladen Alles nur geklaut? – Plagiat oder Zitat? mit Volker Rebell
Alles nur geklaut? – Plagiat oder Zitat? – über den geistigen Diebstahl in der Popmusik
Wie kam Dr. Motte zu seinem Doktortitel? Und was bitte ist mit Dr. Dre, Dr. John oder Professor Longhair? Welche Bedeutung hat geistiger Diebstahl in der Popmusik? Die Fans klauen wie die Raben, kaum ein Song ist vor ihnen sicher. Doch wie verhält es sich bei den Musikern? Unterläuft ihnen auch mal der eine oder andere „gravierende handwerkliche Fehler“? Haltet den Dieb – aber nicht für blöd. Mancheiner weiß genau, was er tut.
Die einen covern, die andern klauen, die nächsten recyclen, wieder andere zitieren, die übernächsten lassen sich inspirieren. Es gibt Nachahmer, Plagiatoren und Epigonen. Es gibt dreiste Diebe, die Abgekupfertes zu Gold machen, clevere Ausleiher, die niemals stehlen, höchstens ein klein wenig ausborgen und gewitzte Alchimisten, Klangmonteure, die Entwendetes neu überarbeiten. Allen ist gleich, dass ihre Musik nach jemand anderem klingt – nach dem Urheber, dem Original.
Die Geschichte der Popmusik ist voll von Plagiatsvorwürfen – um nur an George Harrison zu erinnern, dessen Nummer-1-Hit vor 40 Jahren „My Sweet Lord“ wie eine Blaupause des Songs „He’s So Fine“ von The Chiffons klang – oder: Bushido musste sich 2009 vor Gericht verantworten, weil er bei 16 Titeln musikalisch „zitiert“ haben soll, aber sich selbst als Urheber ausgab. Seine Strafe: 63.000 Euro. Aktenkundig wurde der Musikklau unter anderem auch bei den Welthits „The Lion Sleeps Tonight“ und „Lambada“, bei Michael Jacksons Hit „You’re Not Alone“ und bei dem Achtziger-Jahre-Hit „Down Under“ von Men At Work – bei letzterem Song beziehen sich die Vorwürfe allerdings nur auf ein kurzes Melodiethema. Ein Gerichtsverfahren gegen Prince, der seinen Song „The Most Beautiful Girl In The World“ ebenfalls abgekupfert haben soll, ist noch anhängig. Vor zwei Jahren warf der renommierte Gitarrist Joe Satriani der britischen Band Coldplay vor, sie habe grundlegende Passagen seines Song „If I Could Fly“ in ihrem Erfolgstitel „Viva La Vida“ übernommen. Melodische Ähnlichkeiten zwischen den beiden Titeln von Satriani und Coldplay sind zwar vorhanden, doch der Vorwurf eines vorsätzlichen Plagiats scheint in diesem Falle abwegig zu sein.
Die Grenzen zwischen bewusstem geistigem Diebstahl, unbewusstem Übernehmen von fremden Ideen und kreativem Verarbeiten inspirierender Vorlagen sind fließend und meistens sogar noch nicht mal von Urheberrechts-Sachverständigen vor einem ordentlichen Gericht zu klären. Oftmals sind Musik-Diebe im Grunde Fans, die ihren Vorbildern nacheifern. Was man sich aneignet, das schätzt man in der Regel. So sind viele Plagiate im Pop bei genauerem Hinsehen im Grunde eine Hommage an den Beklauten.
Hört man den holländischen Singer/Songwriter Ad Vanderveen, denkt man sofort, hier sei ein Neil Young-Klon unterwegs. Das neue Album der neuseeländischen Band The Ruby Suns klingt mal nach Beach Boys, mal nach Beatles – nur bei weitem nicht so gut.
Die US-Band The Brandos liebäugelt auf ihrem Album „Over The Border“ mit dem Sound von Kinks und CCR. Das Debut-Album des Aufsteigers unter den Singer/Songwritern des Jahres 2007 Ben Hamilton (der inzwischen wieder in der Versenkung verschwunden ist) enthält einen Song, dessen Refrain Peter Gabriel’s Songklassiker „Mercy Street“ zum Verwechseln ähnlich ist.
Produktpiraterie ist ein Riesenthema im globalen Business. Diebische Elstern gibt’s überall. Auch im Pop werden es immer mehr. Manche dieser Pop-Elstern klauen und zwitschern sogar hörenswert. Aber einen Doktor-Titel würde sich keiner erschwindeln. Den Doktor heftet man sich einfach ans Revers – als ironisch gemeinter Künstlername.
Wie kam Dr. Motte zu seinem Doktortitel? Und was bitte ist mit Dr. Dre, Dr. John oder Professor Longhair? Welche Bedeutung hat geistiger Diebstahl in der Popmusik? Die Fans klauen wie die Raben, kaum ein Song ist vor ihnen sicher. Doch wie verhält es sich bei den Musikern? Unterläuft ihnen auch mal der eine oder andere „gravierende handwerkliche Fehler“? Haltet den Dieb – aber nicht für blöd. Mancheiner weiß genau, was er tut.
Die einen covern, die andern klauen, die nächsten recyclen, wieder andere zitieren, die übernächsten lassen sich inspirieren. Es gibt Nachahmer, Plagiatoren und Epigonen. Es gibt dreiste Diebe, die Abgekupfertes zu Gold machen, clevere Ausleiher, die niemals stehlen, höchstens ein klein wenig ausborgen und gewitzte Alchimisten, Klangmonteure, die Entwendetes neu überarbeiten. Allen ist gleich, dass ihre Musik nach jemand anderem klingt – nach dem Urheber, dem Original.
Die Geschichte der Popmusik ist voll von Plagiatsvorwürfen – um nur an George Harrison zu erinnern, dessen Nummer-1-Hit vor 40 Jahren „My Sweet Lord“ wie eine Blaupause des Songs „He’s So Fine“ von The Chiffons klang – oder: Bushido musste sich 2009 vor Gericht verantworten, weil er bei 16 Titeln musikalisch „zitiert“ haben soll, aber sich selbst als Urheber ausgab. Seine Strafe: 63.000 Euro. Aktenkundig wurde der Musikklau unter anderem auch bei den Welthits „The Lion Sleeps Tonight“ und „Lambada“, bei Michael Jacksons Hit „You’re Not Alone“ und bei dem Achtziger-Jahre-Hit „Down Under“ von Men At Work – bei letzterem Song beziehen sich die Vorwürfe allerdings nur auf ein kurzes Melodiethema. Ein Gerichtsverfahren gegen Prince, der seinen Song „The Most Beautiful Girl In The World“ ebenfalls abgekupfert haben soll, ist noch anhängig. Vor zwei Jahren warf der renommierte Gitarrist Joe Satriani der britischen Band Coldplay vor, sie habe grundlegende Passagen seines Song „If I Could Fly“ in ihrem Erfolgstitel „Viva La Vida“ übernommen. Melodische Ähnlichkeiten zwischen den beiden Titeln von Satriani und Coldplay sind zwar vorhanden, doch der Vorwurf eines vorsätzlichen Plagiats scheint in diesem Falle abwegig zu sein.
Die Grenzen zwischen bewusstem geistigem Diebstahl, unbewusstem Übernehmen von fremden Ideen und kreativem Verarbeiten inspirierender Vorlagen sind fließend und meistens sogar noch nicht mal von Urheberrechts-Sachverständigen vor einem ordentlichen Gericht zu klären. Oftmals sind Musik-Diebe im Grunde Fans, die ihren Vorbildern nacheifern. Was man sich aneignet, das schätzt man in der Regel. So sind viele Plagiate im Pop bei genauerem Hinsehen im Grunde eine Hommage an den Beklauten.
Hört man den holländischen Singer/Songwriter Ad Vanderveen, denkt man sofort, hier sei ein Neil Young-Klon unterwegs. Das neue Album der neuseeländischen Band The Ruby Suns klingt mal nach Beach Boys, mal nach Beatles – nur bei weitem nicht so gut.
Die US-Band The Brandos liebäugelt auf ihrem Album „Over The Border“ mit dem Sound von Kinks und CCR. Das Debut-Album des Aufsteigers unter den Singer/Songwritern des Jahres 2007 Ben Hamilton (der inzwischen wieder in der Versenkung verschwunden ist) enthält einen Song, dessen Refrain Peter Gabriel’s Songklassiker „Mercy Street“ zum Verwechseln ähnlich ist.
Produktpiraterie ist ein Riesenthema im globalen Business. Diebische Elstern gibt’s überall. Auch im Pop werden es immer mehr. Manche dieser Pop-Elstern klauen und zwitschern sogar hörenswert. Aber einen Doktor-Titel würde sich keiner erschwindeln. Den Doktor heftet man sich einfach ans Revers – als ironisch gemeinter Künstlername.
Weitere Ausgaben von Kramladen
Playlist
1. |
L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) Touch Me There / Zappa Records |
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2. |
Dr. John And The Lower 911 / Feel Good Music Tribal / Proper / Rough Trade |
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3. |
Ringsgwandl / Professor Vogelwild / Trikont |
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4. |
Orbis Mundi / North Of Malin Adia / Strange Ways |
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5. |
John Fogerty / Nobody’s Here Anymore Déjà Vu All Over Again / Geffen |
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6. |
The Brandos / He’s Waiting (Ausschnitt) Over The Border / Blue Rose |
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7. |
The Brandos / Over The Border Over The Border / Blue Rose |
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8. |
Bob Geldof / One For Me Sex, Age & Death / Eagle Records |
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9. |
Cassie Taylor / Memphis (Ausschnitt) Blue / Hypertension |
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10. |
Gilbert O’Sullivan / Here’s Why (Ausschnitt) Gilbertville / Hypertension |
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11. |
Shania Twain / C’est La Vie (Ausschnitt) Up / Mercury |
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12. |
Steve Miller Band / Rock’n Me The Very Best Of / Arcade |
… |
13. |
George Harrison / My Sweet Lord Let It Roll – Songs By George Harrison / Apple / Parlophone |
… |
14. |
The Chiffons / He’s So Fine Downtown Girls & Uptown Ladies / Big Beat |
… |
15. |
Ad Vanderveen / Lottery Of Love / Cry The Moment That Matters / Blue Rose |
… |
16. |
Ben Hamilton / Chain Of Love Ben Hamilton / Labels / EMI |
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xx |
Kraan (Unter allen Moderationen) / Neu-Rosenheim Suite (Hintergrundmusik) Diamonds / Bassball Recordings / 36music.de |
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