Von Mersey Beat bis Gospel-Folk: George Harrison in sechs Songs

Foto des britischen Musikers George Harrison

Der Leadgitarrist der Beatles George Harrison ist bereits seit 20 Jahren tot. Sechs Songs zeigen, wer der Künstler war (Foto: Universal Music)

Der „dritte“ Beatle, der „stille“ Beatle – schon seine Spitznamen machten klar: George Harrison wurde gerne unterschätzt. Am 29. November jährt sich der Todestag des britischen Songwriters, Gitarristen und Sängers zum 20. Mal. Das ist ein guter Anlass, den vielgesichtigen Künstler, der viel mehr als nur Mitglied von The Beatles war, in sechs Songs zu porträtieren.

1. George Harrison, der Anfänger: „Don‘t Bother Me“ (1963/64)

Im August 1963 schrieb ein an Grippe erkrankter George Harrison in einem Hotelbett seinen ersten Song – einfach nur um zu beweisen, dass er das auch konnte. „Don’t Bother Me“ erschien auf den Alben „With The Beatles“ und „Meet The Beatles“ und ist ein skizzenhaftes Stück in der Tradition des frühen Mersey-Beats, mit dem die Band Anfang der 1960er-Jahre ihren Durchbruch feierte. Mit seinem deutlich dunklerem Timbre setzte sich George Harrison mit diesem Song schon hier klar von seinen Bandkollegen Paul McCartney und John Lennon ab.

2. George Harrison, der Exot: „Within You Without You“ (1967)

„Within You Without You“ war nicht das erste Sitar-Experiment von George Harrison. Der vom bengalisch-indischen Virtuosen Ravi Shankar ausgebildete Künstler versuchte sich bereits auf dem 1966er Album „Revolver“ mit dem Song „Love You To“ an der Fusion von Raga und Pop. Doch erst im Kontext der ohnehin sehr experimentellen LP „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ ging das Experiment auf. Mit „Within You Without You“ vereinte er mühelos die beiden musikalischen Welten.

3. George Harrison, der Avantgardist: „Under The Mersey Wall“ (1968)

Im Vergleich zu McCartney, Lennon und Ringo Starr begann Harrisons Solo-Karriere bereits sehr früh. So entstand beispielsweise zeitgleich mit dem Beatles-Opus-magnum „Abbey Road“ seine Solo-Kuriosität „Electronic Sounds“: Eine abstrakte, über 40 Minuten lange Moog-Synthesizer-Improvisation. Diese ist in ihrer Verkopftheit zwar schwer bis kaum erträglich, demonstriert aber ganz vorzüglich die künstlerische Furchtlosigkeit von George Harrison.

4. George Harrison, der Beatle: „Something“ (1969)

„Something“ ist nach „Yesterday“ das meistgecoverte Stück der Beatles und damit vielleicht der erfolgreichste Song von George Harrison, der ihn schrieb und auch selbst sang. Viele der wichtigsten Künstler der Pop-Musik zollten dem Stück Tribut, von Elvis Presley über Frank Sinatra bis zu James Brown. Liebeslied-Profi Elton John nannte es einst das beste Liebeslied aller Zeiten. McCartney und Lennon belächelten die Texte und Songs von George Harrison oft – spätestens hier konnten sie ahnen, dass er sie beide übertrumpfen kann.

5. George Harrison, der Solo-Künstler: „Wah Wah“ (1970)

Nur einen Monat nach dem Ende der Beatles ging Harrison ins Studio, um die Songs für sein erstes richtiges Soloalbum aufzunehmen. Das Ergebnis wurde die Triple-LP „All Things Must Pass“. Mit Songs wie dem Gospel-Folk-Hit „My Sweet Lord“ und der überwältigenden Wall-Of-Sound „Wah Wah“ zementierte er seinen Status als eigenständiger Künstler. „All Things Must Pass“ ist das homogenste, komplexeste und vielleicht beste Beatles-Soloalbum – spätestens als Solo-Künstler hatte Harrison seine Kollegen überholt.

6. George Harrison, der Gitarrist: „How Do You Sleep“ (1971)

Neben seinen Songwriting-Künsten, seinen Indian-Fusion-Experimenten und seinen Synthesizer-Schwurbeleien war George Harrison vor allem eins: ein wirklich sehr guter Lead-Gitarrist. Das beste Beispiel: Harrisons aggressives Slide-Gitarren-Solo, das John Lennons Paul-McCartney-Disstrack „How Do You Sleep“ seinen kathartischen Höhepunkt beschert. Hätte Clapton auch nicht besser machen können.

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