Dizzy Gillespie wäre 100 geworden

Dizzy GillespieMit seinem abenteuerlichen und gewitzten Trompetenspiel prägte Dizzy Gillespie die US-amerikanische Jazz-Szene.

Als Dizzy Gillespie im Jahr 1964 sich im Scherz als Kandidat für die US-amerikanische Präsidentschaftswahl aufstellte, hatte er sich ein illustres Kabinett ausgemalt: Duke Ellington als Staatssekretär, Louis Armstrong als Agrarminister, Miles Davis als CIA-Chef, Charles Mingus als Friedensminister. Eine schöne Utopie in den vom Rassismus geprägten 1960er-Jahren – das weiße Haus als Haus des Jazz. Gillespie musste nicht Präsident werden, um die Kultur seines Landes zu verändern: Als Pionier des Bebops revolutionierte das Jazz-Schlitzohr mit der angeschrägten Trompete den Sound der US-amerikanischens Gegenkultur. Morgen wäre er 100 Jahre alt geworden.

John Birks Gillespie wurde am 21. Oktober 1917 in Cheraw, South Carolina, geboren. Da sein Vater den Job des Bandleaders einer lokalen Jazz-Combo innehatte, war der junge Dizzy von klein auf von Musik umgeben. Im Alter von zwölf Jahren brachte er sich autodidaktisch das Trompete- und Posaunespielen bei, mit 18 Jahren spielte er seine ersten Gigs in Big Bands – mit SängerInnen wie Cab Calloway und Ella Fitzgerald.

Stürmischer Irrwitz & Groove

Doch Gillespies abenteuerliche Soli waren nicht kompatibel mit dem Stil der zu der Zeit stark kommerzialisierten Swing-Big-Bands. 1945 machte er sich auf die Suche nach einem neuen Sound, in kleinerer Besetzung mit größerer Improvisationsfreiheit – und fand mit dem Drummer Kenny Clarke, den Pianisten Thelonious Monk und Bud Powell sowie dem Saxophonisten Charlie Parker viele Brüder im Geiste. Gemeinsam schufen sie in ausufernden Jam-Sessions den Bebop: Die pfeilschnelle, komplexe Variante des Jazz, die das damals angestaubte Genre wieder anspruchsvoll und aufregend machte. Seine treibenden Tempi boten die perfekte Grundlage für Gillespies kaskadenhafte Exkursionen in unerforschte Akkord-Substitutionen und Harmonien. Neben dem stürmischen Irrwitz des Bebops erkundete er auch andere Grooves: Gemeinsam mit dem kubanischen Trompeter Chano Pozo brachte er afro-kubanische Rhythmik in den Jazz.

Doch Gillespie war mehr als nur Virtuose: Mit seinen beim Spielen dick aufgeblasenen Wangen, seiner charakteristisch verbogenen Trompete und seinem bissigen Humor war er einer der großen Entertainer seiner Zeit. Am 6. Januar 1993 starb er an einem Tumor. Begraben wurde Dizzy Gillespie im New Yorker Stadtteil Queens, nicht unweit von den Clubs, in denen er mit Parker, Monk und Konsorten den Jazz wieder gefährlich machte. Morgen, am 21. Oktober 2017, wäre der Musiker 100 Jahre geworden.

Auch im Programm von ByteFM erinnern wir an den legendären Jazz-Trompeter. So wird Musik von Dizzy Gillespie am 20. Oktober um 10, 15 und 19 Uhr im ByteFM Magazin zu hören sein.

Auch zum 25sten Todestag von Dizzy Gillespie hört Ihr seine Musik in unserem Programm: Niklas Holle widmet ihm am 6.1.2018 seine Sendung Standard.

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