The Avalanches – „Wildflower“ (Album der Woche)

Cover des Albums Wildflower von The AvalanchesThe Avalanches – „Wildflower“ (XL)

Veröffentlichung: 8. Juli 2016
Web: theavalanches.com
Label: XL

Als im Herbst 2000 mit „Since I Left You“ das Debüt von The Avalanches erschien, da sah die Welt des digitalen Musikmachens und die der Unterhaltungselektronik noch ganz anders aus. Ableton steckte in den Kinderschuhen, Peer-to-Peer-Netzwerke wie Napster erblickten gerade das Licht der Welt. iPod und iTunes waren noch nicht auf dem Markt, der Online-Gang von YouTube noch Jahre entfernt. Doch das alles brauchten The Avalanches nicht, um eine fulminante Sample-Platte rauszuhauen, auf der um die 3500 Musikzitate versammelt und verwertet wurden.

Nun erscheint mit „Wildflower“ Album Nummer zwei. 16 Jahre sind eine lange Zeit zwischen zwei Platten. Eine mögliche Erklärung dafür ist – neben diverser anderer Projekte und Engagements der australischen Musiker – die Dauer von den Verfahren, die zum Sample Clearing notwendig waren. Es brauchte zum Beispiel einen Brief an Paul McCartney und Yoko Ono, damit eine Kinderchor-Aufnahme von „Come Together“ im Track „The Noisy Eater“ eingesetzt werden durfte. The Avalanches überbrücken die lange Lücke schwungvoll und scheinbar mühelos.

Und wenn man sich schon 16 Jahre Zeit lässt, dann kann man ruhig 21 Tracks auf einmal herausbringen. Die sind ziemlich HipHop-heavy geworden: Neben MF Doom und Biz Markie gastiert auch Danny Brown bei zwei Stücken: Auf der überdrehten Vorab-Single „Frankie Sinatra“ brechen er und Doom die Humpta-Humpta-Zirkusmelodie mit ihrem Flow auf. Auch über dem betörend-psychedelischen Sample von Tommy James & The Shondells macht sich Browns Sprechgesang gut. Old School-HipHop und Psych-Pop sind die zwei Pole, die The Avalanches auf „Wildflower“ zusammenbringen.

Ein schwer zu greifendes Gefühl von Nostalgie ruft die Arbeitsweise von The Avalanches hervor. Dieses für die Australier typische Rein- und Rauszoomen in Musikstücke, angereichert mit warmen Vintage-Effekten und Field Recordings vom Straßenverkehr, Menschenmengen, Radiostimmen. „Wildflower“ malt ein klangliches Panoptikum wie ein Querschnitt durch Erinnerungen, durch zurückliegende Momentaufnahmen, die man nur abgespeichert hat, weil man damals etwas ganz Bestimmtes empfunden hat.

Auf „Wildflower“ wirkt nichts wie ein Fremdkörper. Bezaubernd und lässig bahnen sich die von The Avalanches sorgsam ausgewählten Samples ihren Weg zu eklektischen, verzaubernden Songs und erwecken beim Hören den Eindruck, dass da was Bewusstseinserweiterndes im Spiel ist.

Unter allen Freunden von ByteFM verlosen wir einige Exemplare des Albums. Wer gewinnen möchte, schreibt eine E-Mail mit dem Betreff „The Avalanches“ und seiner/ihrer vollständigen Postanschrift an radio@byte.fm.

Unser Album der Woche – mit freundlicher Unterstützung von Raumfeld.

Raumfeld-Logo

Das könnte Dich auch interessieren:

  • Cover des Albums Awaken, My Love! von Childish Gambino
    Schluss mit Rap! Auf „Awaken, My Love!“ lässt Childish Gambino seiner Liebe für 70er-Funk und psychedelischen Soul freien Lauf. Tief groovende Bässe, glitzernde Synths, zerberstende Gitarren und immer wieder seine Stimme. Die jauchzt, bettelt, predigt, schreit und zerfließt....
  • Tirzah – „Devotion“ (Album der Woche)
    Auf ihrem von Mica Levi produzierten Debüt zelebriert Tirzah den Zauber der Zwischenräume, mit schwerelosem R&B und präziser Lyrik. Das ByteFM Album der Woche. ...
  • „Sidelines“: Toro Y Moi auf Roots-Music-Pfaden
    Unser Track des Tages „Sidelines“ ist Teil der EP „Sandhills“, auf der Toro Y Moi musikalisch wie textlich in seine Südstaatenjugend reist....


Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert