Mark E. Smith wird 60

Foto von Mark E. SmithMark E. Smith, Gesicht und Stimme von The Fall, feiert am 5. März seinen 60. Geburtstag

„Ich habe geträumt, ich wäre Pizza essen mit Mark E. Smith“, sangen Tocotronic 1996 auf ihrem Album „Wir Kommen Um Uns Zu Beschweren“, und sie waren sicher nicht die Einzigen, auf die der eigenwillige Sänger mit der schnoddrigen Aussprache eine gewisse Faszination ausübte. Als Kopf und einziges konstantes Bandmitglied der britischen Indie-Institution The Fall strahlt Smith seit über 40 Jahren auf seine störrische Art eine sehr eigene Coolness und Unbeirrbarkeit aus, die für viele Vorbildfunktion hatte. Nicht ohne Grund waren The Fall die Lieblingsband des britischen DJ-Urgesteins John Peel. Heute, am 5. März 2017, wird Mark E. Smith 60 Jahre alt.

1957 im Vorort Broughton geboren, wuchs der aus einer Arbeiterfamilie stammende Smith in der Kleinstadt Prestwich bei Manchester auf. Dort arbeitete er zunächst als Dockarbeiter und wurde Mitglied der Socialist Workers Party. Nachdem er einige Zeit vergeblich versucht hatte, mit Musikern aus der ihm eher fremden Rockszene Musik zu machen, traf er in der zweiten Hälfte der 70er-Jahre endlich auf Gleichgesinnte, die seine Begeisterung für Bands wie The Seeds, The Velvet Underground oder Can teilten. The Fall waren plötzlich da – und blieben in immer wieder anderer Besetzung bis heute. Die große Fluktuation war dabei durchaus Konzept: Smith wollte generell offen für möglichst viele Einflüsse sein und sich stetig weiterentwickeln.

Seitdem sind insgesamt etwa 66 MusikerInnen bei The Fall ein- bzw. ausgestiegen, einige von ihnen blieben nicht länger als ein halbes Jahr, wofür Smiths phasenweise aggressive, undiplomatische Umgangsformen und sein übermäßiger Alkoholkonsum nicht ganz unverantwortlich waren. Beginnend mit der ersten LP „Live At The Witch Trials“ von 1979 haben The Fall seitdem allein 30 Studioalben veröffentlicht, zudem noch unübersichtlich viele Singles, EPs und Livealben. Der einzigartige, schrammelige Stil der Band hat sich dabei immer wieder ein wenig geändert, Markenzeichen ist aber nach wie vor Smiths manchmal unverständlicher, immer aber unverkennbarer Sprechgesang.

Obwohl The Fall kommerziell eher mäßig erfolgreich waren, ist ihr Einfluss insbesondere auf den Indie-Gitarren-Underground bis heute immens. Es gibt in diesem Bereich seit den frühen 80er-Jahren wohl kaum eine Formation, die nicht direkt oder indirekt irgendein Häppchen von The Fall mitgenommen hätte. Pavement zum Beispiel, ihrerseits selbst wegweisend für nachfolgende Generationen, hätten ohne The Fall niemals so klingen können wie sie klangen. Die oben erwähnten Tocotronic wahrscheinlich auch nicht.

Abgesehen von The Fall war Mark E. Smith auch auf anderen Feldern tätig: So war er als Gastsänger an vielen Produktionen beteiligt, unter anderem bei Edwyn Collins, Elastica, Gorillaz, Long Fin Killie, Mouse On Mars, Coldcut und Inspiral Carpets. Außerdem veröffentlichte er zwei Spoken-Word-Alben, schrieb Gastbeiträge für den NME, eigene Theaterstücke und trat gelegentlich sogar als Schauspieler in Erscheinung, zum Beispiel im Film „24 Hour Party People“ oder der britischen Sitcom „Ideal“, wo er einen kettenrauchenden Jesus darstellte.

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