Ob Post Bop, Hard Bop, Jazz-Rock oder Fusion: Wayne Shorter beeinflusste die Geschichte des Jazz maßgeblich (Foto: Blue Note)
Er gehörte zu den größten Innovatoren des Jazz im 20. Jahrhundert: Wayne Shorter. Am 2. März 2023 ist der Saxofonist und Komponist in einem Krankenhaus in Los Angeles gestorben, wie seine Sprecherin bekannt gab. Shorter wurde 89 Jahre alt.
Wayne Shorter wurde am 25. August 1933 in Newark, New Jersey geboren, wo er im Alter von 16 Jahren begann, Klarinette zu spielen, dann aber schnell zum Tenor-Saxofon wechselte. Nach seinem Abschluss an der New York University im Jahr 1956 spielte er zusammen mit Horace Silver, bevor er in die Armee eingezogen wurde. Im Jahr 1959 wurde er schließlich Teil von Art Blakey’s Jazz Messengers und in der Folge sogar ihr musikalischer Leiter. Anfang der 60er wurde auch Miles Davis auf den begabten Musiker aufmerksam und versuchte mehrmals, ihn für seine Zwecke zu engagieren; 1964 gelang es ihm schließlich. Für Miles David verfasste er einige seiner bekanntesten Stücke. Darunter etwa „Footprints“, „Prince Of Darkness“ oder „Nefertiti“, Titeltrack des gleichnamigen Albums. Bereits als Komponist und Orchestrator für Miles Davis‘ Quintett wurde deutlich, welche Bandbreite an Jazz-Spielarten Shorter beherrschte. Von Post Bop, Hard Bop, elektronisch infizierten Jazz-Rock bis zu atonalen Avantgarde-Kompositionen reicht sein Œuvre.
Zwischen Jazz-Fusion und 70s-Pop
Nachdem er 1970 Miles Davis‘ Band verließ, gründet Shorter zusammen mit dem österreichischen Pianisten Joe Zawinul und dem tschechischen Bassisten Miroslav Vitous die Jazz-Fusion-Formation Weather Report, in der er überwiegend das Sopran-Saxofon spielte. Hier war sein Einfluss nicht mehr ganz so prägnant; stattdessen wurde sein Spiel weicher, melodischer – Zurückhaltung, die ihm aber auch Kritik einbrachte.
In 15 Jahren veröffentlichte Wayne Shorter zusammen mit Weather Report 14 Studio-Alben. Darunter auch „Heavy Weather“ (1977), das nicht nur als Meilenstein des Jazz-Rock gilt, sondern bis heute zu den meistverkauften Jazz-Alben zählt. Für ihr Live-Album „8:30“ (1979) wurde die Band mit einem Grammy-Award in der Kategorie „Best Jazz Fusion Performance“ ausgezeichnet.
Darüber hinaus war Shorter auch in popmusikalischen Kontexten ein beliebter Kollaborationspartner: Mit dem brasilianischen Musiker Milton Nascimento veröffentlichte er beispielsweise 1975 das Album „Native Dance“. Außerdem begleitete er Carlos Santana und die Rolling Stones auf Tourneen, spielte auf diversen Alben von Joni Mitchell und Steely Dan.
Nach der Auflösung von Weather Report im Jahr 1985 folgte eine kreative Durststrecke mit einigen mittelmäßigen Alben, bis er 1992 Teil der A Tribute To Miles Band unter der Leitung von Wallace Roney wurde. Im Jahr 2000 gründete er das Wayne Shorter Quartet, mit dem er mehrere Live-Alben veröffentlichte. Shorter kehrte schließlich 2013 zum Label Blue Note zurück, für das er bereits in den 60ern einige wegweisende Alben eingespielt hatte, wie etwa „Night Dreamer“, „Juju“ oder „Schizophrenia“.
Zahlreiche Wegbegleiter*innen bekundeten in den sozialen Medien ihre Trauer. Darunter auch Shorters langjähriger Freund Herbie Hancock, mit dem er im Jahr 2016 einen offenen Brief an nachfolgende Generationen von Künstler*innen verfasste: „Wayne Shorter, mein bester Freund, hat uns mit Mut im Herzen, Liebe und Mitgefühl für alle und einem suchenden Geist für die ewige Zukunft verlassen. Er war bereit für seine Wiedergeburt. Wie jeder Mensch ist er unersetzlich und konnte als Saxofonist, Komponist, Orchestrator und kürzlich als Komponist der meisterhaften Oper ‚… Iphigenia‘ den Gipfel der Exzellenz erreichen. Ich vermisse es, mit ihm und seinen besonderen Wayne-Ismen zusammen zu sein, aber ich trage seinen Geist immer in meinem Herzen.“
Im Lauf seiner Karriere hat Shorter Hunderte Kompositionen geschrieben, wovon etliche heute Jazz-Standards sind. Außerdem wurde er mit 13 Grammy-Awards ausgezeichnet, darunter 2014 mit dem Grammy Lifetime Achievement Award.
Diskussionen
1 Kommentarepeer vollertsen
Mrz 5, 2023the last of the big 5 of modern jazz is gone
– R.I.P-