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Kramladen George Martin

ByteFM: Kramladen vom 26.09.2013

Ausgabe vom 26.09.2013: George Martin

George Martin: „Es begann in der Abbey Road”

Der wohl berühmteste und renommierteste Musik-Produzent der Popgeschichte, Sir George Martin“ schrieb schon 1979 eine Art Autobiografie mit dem Titel „All You Need Is Ears“. Das damals mit Unterstützung des Journalisten Jeremy Hornsby entstandene Buch erschien nun in der deutschen Übersetzung von Alan Tepper unter der Überschrift „Es begann in der Abbey Road“. Dieser Buchtitel verweist natürlich auf die populärste Phase im Produzentenleben von George Martin – seine Arbeit mit den Beatles. Er war es, der ihr Potential entdeckte und die unbekannte Band aus Liverpool am 4. Juni 1962 unter Vertrag nahm, nachdem die Beatles zuvor nur Absagen von anderen Plattenfirmen erhalten hatten.

Im Verlaufe der siebenjährigen intensiven Zusammenarbeit wurde ihm der Ehrentitel des „fünften Beatle“ zuerkannt. Schließlich ging seine Tätigkeit als Beatles-Produzent weit über die Betreuung und Überwachung der Studioaufnahmen hinaus. Er griff konkret musikalisch ein, spielte das berühmte Spinett-ähnliche Solo im Lennon-Song „In My Life“, saß wiederholt bei Beatles-Aufnahmen an Klavier („Misery“, „Not A Second Time“, „Long Tall Sally“, „A Hard Day’s Night“, „No Reply“, „Rock And Roll Music“, „Good Day Sunshine”, „Lovely Rita”, „Getting Better” „All You Need Is Love”), Honky-Tonk-Piano („Rocky Raccoon”), Cembalo („Fixing A Hole”, „Because”), Hammond-Orgel („I Wanna Be Your Man“, „Got To Get You Into My Life“, „With A Little Help From My Friends”, „Across The Universe”, „Maxwell’s Silver Hammer”) und Harmonium („If I Needed Someone“, „The Word“, „Cry Baby Cry”), schrieb die stilprägenden Streicherarrangements für „Yesterday“, „Eleanor Rigby“ und „A Day In The Life“, arrangierte das Klarinetten-Terzett in „When I’m Sixty-four”, war mitverantwortlich für die revolutionären Soundschöpfungen in „Tomorrow Never Knows“, „Strawberry Fields Forever“, „I Am The Walrus“, „Lucy In The Sky With Diamonds“, „Being For The Benefit Of Mr. Kite“ etc. und konnte sogar eigene Kompositionen für Orchester auf einer Beatles-LP platzieren – im Soundtrack-Album „Yellow Submarine”.

Schon zu Zeiten der Beatles produzierte George Martin auch Platten anderer Bands und Solisten, so etwa von Gerry and The Pacemakers, Cilla Black, The Fourmost und Billy J. Kramer & The Dakotas. Nach dem Ende der Beatles betreute er in seinem eigenen AIR-Studio die Schallplattenaufnahmen solch unterschiedlicher Künstler wie Stan Getz, America, Jeff Beck, Mahavishnu Orchestra, UFO, Neil Sedaka, Cheap Trick, Ultravox, Sea Train usw.. Auch die Ex-Beatles Ringo und Paul engagierten George Martin als Produzent für einige ihrer Solo-Platten.

1979 erfüllte sich George Martin einen lange gehegten Traum und baute ein damals hochmodernes Studio in paradiesischer Umgebung auf der Karibik-Insel Montserrat. Der hervorragende technische Ruf und das außergewöhnliche Ambiente der großzügigen Studioanlage lockte künftig die Crème de la Crème der Popwelt nach Montserrat. So entstand hier das Erfolgsalbum „Synchronicity“ von The Police, genauso wie das Top-Album „Brothers In Arms“ von Dire Straits. Die Rolling Stones nahmen hier ihr Album „Steel Wheels“ auf und auch Michael Jackson, Elton John, Stevie Wonder, Eric Clapton, Lou Reed u.a. nutzten die Möglichkeiten der Air-Studios für Plattenaufnahmen. Zwei Naturkatastrophen, ein Hurrikane 1989 und ein Vulkanausbruch 1997, zerstörten das Studio und einen Großteil der Insel Montserrat.

Bereits 1992 setzte George Martin die Geschichte seiner Air-Studios fort durch den Umbau einer viktorianischen Kirche zu einem modernen Studiokomplex im Londoner Stadtteil Hampstead. Beginnende Hörprobleme führten dazu, dass sich George Martin allmählich aus der aktiven Studioarbeit als Aufnahmeleiter und Produzent zurückziehen musste. 2006 erschien sein bislang letztes Projekt „Love“, eine kreative Song-Montage von Beatles-Klassikern für die gleichnamige Show des Cirque de Soleil, produktionstechnisch ausgeführt vornehmlich von George Martins Sohn Giles.
Etwa 5000 Musikstücke tragen das begehrte Signet „Produced by George Martin“, darunter 30 Nummer-Eins-Hits und etliche Titel, die mit verschiedensten Preisen und Ehrungen bedacht wurden.

Als die beste Platte, die er je produzierte, nennt George Martin in seinem Buch interessanterweise nicht „Sgt. Pepper“ oder ein anderes Beatles-Album, sondern eine Aufnahme aus dem Jahre 1972 von The Paul Winter Consort mit dem Titel „Icarus“ – in der Tat ein großartiges Album. Auch daraus wird ein Ausschnitt im Kramladen zu Ehren von George Martin zu hören sein, neben seinen bekannten Produktionen von Beatles bis Stevie Wonder; außerdem ein aktuelles Interview des inzwischen 87-jährigen Grandseigneur unter den Produzenten.

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Playlist

1.  L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik)
Touch Me There / Zappa Records
2.  Mahavishnu Orchestra / Wings Of Karma
Apocalypse / CBS
3.  Donnie Kehr, Christian Hoff, Anthony Barrile & Ensemble / Pinball Wizard
The Who’s Tommy Original Cast Recording / RCA Victor
4.  Sandy Farina / Strawberry Fields Forever
Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band Original Soundtrack / RSO, A&M
5.  George Martin & Billy Connolly / Being For The Benefit Of Mr. Kite
George Martin: In My Life / The Echo Label, Chrysalis, BMG
6.  The Beatles / Montage Aus Diversen Songs
Diverse / Apple
7.  George Martin / The Pepperland Suite
George Martin: In My Life / The Echo Label, Chrysalis, BMG
8.  Paul Winter Consort / Icarus
Icarus / Living Music Records
9.  Ray Cathode / Time Beat
Time Beat / Waltz In Orbit / Parlophone
10.  The Beatles / Tomorrow Never Knows
Revolver / EMI, Apple
11.  America / Tin Man
Holiday / Warner Bros.
12.  Jeff Beck / A Day In The Life
George Martin: In My Life / The Echo Label, Chrysalis, BMG