Auf der Suche: Katja Ruge und Ian Curtis

Kaum eine Ästhetik im europäischen Pop hat so viele Spuren hinterlassen wie die Zeichenwelt, die sich rund um das in Manchester beheimatete Factory Records Label gegründet hat. Wer die Wurzeln verschiedenster britischer und international relevanter Musikstile sucht, wird hier fündig: Der teilweise proto-technoide Synthie- und Brit-Pop von New Order, der industrialisierte Post-Punk / Funk von A Certain Ratio, der pillenbunte Rave-Stil der Happy Mondays, eben das ganze „24 Hour Party People“ Programm und viele weiter Nuancen anglophonen Musikschaffens sind hier zuhause, ebenso wie eine konsequente Designsprache und typographische Konsequenz, die sich durch alle Produkte und Veröffentlichungen des Labels zieht und bis heute hoch verehrt und viel kopiert ist. Am Anfang und im Kern des Ganzen steht dabei natürlich immer Joy Division. Kultisch verehrt und als Referenz unumstritten im gesamten Spektrum zwischen Selbstmord faszinierten Gothic Fans, New Wave affinen Pop-Intellektuellen und puristischen Punk Gralshütern. Mit dem Freitod von Joy Divisions Ian Curtis gibt es ein dramatisches Moment außerhalb jeder Pop-Referentialität, das den Songtexter und Sänger zur Ikone gemacht hat, zum Jim Morrison seiner Generation.

Nur wenige „echte“ Bilder existieren von Ian Curtis, dafür um so mehr Bilder in den Köpfen seiner Fans. Über dem hedonistischen Factory Records Image der späteren Zeit schwebt immer der düster-melancholische Mythos des jungen Mannes mit der tiefen Stimme und den tiefgründigen Texten.

Die Hamburger Fotografin Katja Ruge (hier unser Post mit einer Bildgalerie einiger ihrer Fotos) hat in den frühen 90ern in Manchester gelebt und dabei etliche Menschen aus dem Umfeld von Ian Curtis kennen gelernt, die die meisten nur aus Filmen wie dem oben bereits erwähnten „24 Hour Party People“ von Michael Winterbottom oder Anton Corbijns „Control“ kennen.
Sie hat mit „fotoreportage23 – in search of ian curtis“ ein Buch produziert, das sich dem Mythos Ian Curtis annähert, indem sie Curtis-relevante Orte und Menschen porträtiert hat und dazu, teilweise handgeschriebene, Textbeiträge eingesammelt von so illustren Zeitgenossen wie Factory Records Gründer Tony Wilson, Factory Records Designer und Grafik-Legende Peter Saville, Ian Curtis’ später Liebe Annik Honore sowie u.a. von Mark E.Smith (The Fall), Jaz Coleman (Killing Joke), Anja Huwe (X mal Deutschland), Johnny Marr (Modest Mouse, The Smiths), Jarvis Cocker (Pulp) oder auch von jüngeren Künstlern wie Bloc Party, Maximo Park, Nouvelle Vague oder The Rapture.
Im Rahmen der Hamburger Fototage hält Katja Ruge am Sonntag, den 06.06. einen Vortrag über ihr Projekt, bevor zu Finissage der Ausstellung Sarah Blackwood von Client und Chris Wilkie von Dubstar gemeinsam ein paar Joy Division Songs spielen.
Vorher, am Samstag, ist Katja Ruge zu Gast bei ByteFM, im Magazin mit Martin Spiller.

Noch bis 6. Juni: „fotoreportage23 – in search of ian curtis“ – Fotoprojekt von Katja Ruge
6. Juni, 15 h: Buchpräsentation im Rahmen der Fotobuchtage:, kulturreich Galerie
6. Juni, 17 h: Konzert: Sarah Blackwood (Client) + Chris Wilkie (Dubstar)
kulturreich Galerie Hamburg . Wexstraße 28 . 20355 Hamburg
Öffnungszeiten: Mo – Fr 11-18 h . Do 11-20 h . Sa 11-16 h

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Diskussionen

0 Comments
  1. posted by
    I LOVE East Village!!!
    Aug 14, 2010 Reply

    Ian Curtis Remembered Today…

    We found your entry interesting thus We’ve added a Trackback to it on our blog, I Love East Village, http://www.iloveev.com...

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