Cem Karaca

Cem Karaca Cem Karaca auf dem Cover seines Debütalbums „Cem Karaca'nın Apaşlar, Kardaşlar, Moğollar ve Ferdy Klein'a Teşekkürleriyle“

Cem Karaca (*5. April 1945 in Istanbul – 8. Februar 2004) war ein türkischer Sänger und Songwriter, der in den 1960er-Jahren zu den zentralen Figuren der Anadolu-Rock-Bewegung avancierte und bis heute zu den einflussreichsten Rockmusiker*innen des Landes zählt.

Durch die Verbindung traditioneller anatolischer Klänge und Instrumentierung mit westlichen Pop-Einflüssen wurde Cem Karaca ein wichtiger Pionier der türkischen Rockmusik der 60er und 70er, auf die sich zeitgenössische Künstler*innen wie Gaye Su Akyol, Baba Zula und Altin Gün bis heute beziehen. Doch nicht nur durch sein künstlerisches Schaffen ging der Sänger mit der kraftvollen Stimme und den literarischen Texten in die Geschichte ein. In den 1970er-Jahren entwickelte sich Karaca darüber hinaus zu einer wichtigen Stimme der türkischen Linken, die unter der Militärdiktatur der 80er sogar einige Jahre im Kölner Exil verbringen musste. Geboren und aufgewachsen ist der Musiker als Sohn einer berühmten armenischstämmigen Schauspielerin und eines Aserbaidschaners in Istanbul. Ab Mitte der 60er war er in verschiedenen Rockbands aktiv, von denen einige – darunter Kardaşlar, Moğollar und Dervişan – in der Türkei bis heute populär sind. Künstlerische Impulse kamen dabei aus der anatolischen Folklore ebenso wie aus den Bereichen des Beat, Psychedelic- und Progressive Rock. Sein erstes Album war 1974 „Cem Karaca'nın Apaşlar, Kardaşlar, Moğollar ve Ferdy Klein'a Teşekkürleriyle“. In den 70ern hatte Karaca den Status eines Superstars erreicht, der Hits in den türkischen Charts platzierte und im Ausland tourte. Gleichzeitig führten die zunehmenden Konflikte zwischen linken und rechten Gruppierungen dazu, dass der Künstler regelmäßig Morddrohungen erhielt und Fans und Veranstalter*innen während seiner Konzerte verprügelt wurden. Als es im September 1980 in der Türkei zu einem Militärputsch kam, befand sich Karaca gerade auf Europatournee. Bereits zuvor hatte er beschlossen, nicht mehr in sein Heimatland zurückzukehren. Als er einer Gerichtsvorladung des Militärregimes im Jahr 1981 nicht folgte, wurde ein Haftbefehl gegen ihn erlassen. 1983 wurde Karaca, der mittlerweile in Köln lebte, ausgebürgert. In der Bundesrepublik war er weiterhin künstlerisch aktiv und nahm unter anderem das deutschsprachige Album „Die Kanaken“ (1984) auf, auf dem er Geschichten aus dem Leben türkischer Gastarbeiter*innen erzählte. 1987 wurde der gegen Karaca erlassene Haftbefehl aufgehoben und der Künstler konnte noch im selben Jahr in die – in der Zwischenzeit wieder demokratisierte – Türkei zurückkehren. Dort angekommen, begann erneut eine komplizierte Zeit. Zum einen beschimpften ihn viele seiner ehemaligen Anhänger*innen, aufgrund eines Treffens mit dem damaligen Premierminister Turgut Özal, als Verräter. Zum anderen konnte er nicht mehr an seine früheren Erfolge anknüpfen.  

Cem Karaca starb am 8. Februar 2004 an den Folgen eines Herzinfarkts. Im Jahr 2007 wurde in Istanbul ein Kulturzentrum eröffnet, das seinen Namen trägt.



Cem Karaca im Programm von ByteFM: