Talking Heads

Talking Heads Talking Heads auf dem Rücktitel ihres Albums „Little Creatures“

Talking Heads waren eine zwischen 1975 und 1991 aktive New-Wave-Band aus New York City. Die Gruppe bestand aus David Byrne (Gesang, Gitarre), Tina Weymouth (Bass), Jerry Harrison (Keyboard, Gitarre) und Chris Frantz (Schlagzeug). Ihr Debütalbum „Talking Heads: 77“ veröffentlichte sie im Jahr 1977.

Gegründet wurde die Band von ehemaligen Kunststudent*innen. Ihren ersten Gig unter dem Namen Talking Heads spielten sie 1975 als Vorband von Ramones im Club CBGB. Ihr Debütalbum, das mit „Psycho Killer“ einen ihrer bekanntesten Songs enthält, wurde mit positiven Reaktionen aufgenommen. Zwischen 1978 und 1980 arbeitete das Quartett mit Brian Eno zusammen, der mit „Fear Of Music“ (1979) und „Remain In Light“ (1980) unter anderem die beiden Alben produziert hat, die häufig als die besten Talking-Heads-Releases bezeichnet werden. Mit ihrer Vermischung von Elementen aus Punk, Pop, Funk und diversen traditionellen afrikanischen Stilen gilt das Quartett bis heute als eine der originellsten Formationen der 1970er- und 80er-Jahre.

Nach der Auflösung von Talking Heads im Jahr 1991 widmeten sich Tina Weymouth und ihr Ehemann Chris Frantz vollständig ihrer 1981 gegründeten New-Wave-Band Tom Tom Club. David Byrne war als Solokünstler erfolgreich. Im Rahmen der Aufnahme von Talking Heads in die Rock and Roll Hall of Fame im Jahr 2002 spielten die vier ehemaligen Mitglieder gemeinsam drei ihrer Songs.



Talking Heads im Programm von ByteFM:

Was ist Musik

Baby, baby, baby, where did our fear go? Jonathan Lethem und die Talking Heads

(03.08.2014 / 19:00 Uhr)
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The Name Of This Band Is Talking Heads. Das ist der mit doppeltem Boden selbstreferenzielle Titel eines Live-Albums der späten Talking Heads. Der Name war Talking Heads, nicht David Byrne Band. Diese Erkenntnis bestätigt „Fear Of Music – ein Album anstelle meines Kopfes“, das neue Buch von Jonathan Lethem. Lethem erzählt vom 15-jährigen Jonathan, der 1979 in New York City eine Stimme aus dem Radio hört: »Talking Heads have a new album. It’s called Fear Of Music.« Die Stimme gehört David Byrne, dem Songwriter, Sänger und Kopf der Heads. Fear Of Music erwischt Lethem in einer Übergangsphase. Er wird vom Jungen zum Mann und erwischt auch die Talking Heads in einer Übergangsphase. Mit ihrem dritten Album wächst die Band aus dem New Yorker Clubformat heraus, »This ain ́t no Mudd Club, no CBGBs« lautet die berühmte Zeile aus »Life During Wartime«. Gleichzeitig wächst Byrne aus dem Bandformat heraus, seine Zweifel an der Kunstform Rock führen zu einer Expansion der Band, Brian Eno gibt als Produzent von Fear Of Music den fünften Talking Head, weitere werden folgen. Kurze Zeit später startet Byrne mit Eno sein erstes Projekt außerhalb der Band, My Life In The Bush Of Ghosts. So gesehen hat Lethem Recht, wenn er Fear Of Music als das letzte Band-Album der Talking Heads bezeichnet. Es folgt die Afro-Funkifizierung mit Remain In Light, dafür rekrutiert Byrne Bernie Worrell von Funkadelic/Parliament und Nona Hendryx als zweite Stimme. Aus einem Manhattan-Quartett wird ein von David Byrne kuratiertes Projekt mit wechselnden Programmen und Protagonisten. Aus heutiger Sicht liegt es nahe, hier den Anfang vom Ende zu sehen, das Ende der Talking Heads als Band und das Ende von David Byrne als erratisch sprechendem Kopf dieser Band. Lethem liebt Byrne und Band zu sehr, um sich so einer Verfallsgeschichte hinzugeben. All die Filme, die Bücher, Theater mit Robert Wilson, die Erschließung Brasiliens für den amerikanischen Popmarkt, die Soloplatten, das ganze Byrne-Œuvre sei ja schön und gut, so Lethem, »but baby, baby, baby, where did our fear go?« Und er will keine »fearless fear«, mit dieser Bemerkung erledigt er nebenbei die kommerziell erfolgreiche Spätphase, quasi die Band-eigene Postmoderne, für die exemplarisch der Hit steht: »We’re On The Road To Nowhere«. Klar kapriziert sich der Autor Lethem auf den Autor Byrne, er textet über Texte, aber er kriegt auch in einem Satz den Bogen von The Velvet Underground zu KC & The Sunshine Band, erzählt Wissenswertes über die Atemtechnik von Diana Ross und Impotenzmetaphern bei Blind Willie McTell und Randy Newman. Und er hat Soul genug, um eine O.V.-Wright-Spur im sonic space der Talking Heads zu wittern. Diesen sonic space hat nicht Byrne erfunden, er ist das Resultat einer Gruppenarbeit: »You can feel the bass player’s feet on the floor«, schreibt Lethem. Bass player ist Tina Weymouth, deren Anteil am sonic space der Talking Heads hier zu kurz kommt, zumal sie mit ihrem Nebenprojekt ein paar Beiträge zum sonic space HipHop NYC geleistet hat, um die David Byrne sie beneiden müsste. Es war ihr Tom Tom Club, der den »Genius Of Love« in die Welt gesetzt hat, und mit »Wordy Rappinghood« die Mutter aller Schreibmaschinen-Sample-Hits. Der Name der Band war Talking Heads, nicht David Byrne Band. Das verliert Lethem manchmal aus dem Blick. Dann wieder erkennt er beim noch jungen Sänger der Talking Heads die kommenden Probleme des gereiften Solokünstlers David Byrne. »Once in a while, the singer’s psycho-killer-one-man-theater makes too much a cartoon …« Mit Romanen wie “Motherless Brooklyn”, "Festung der Einsamkeit" und zuletzt "Garten der Dissidenten" avancierte der 1964 in Brooklyn geborene Jonathan Lethem zu einem der meist gefeierten Autoren seiner Generation. Wie viele seiner Kollegen dieser Altersgruppe ist Lethem ein Kind der Popkultur. Er gilt als großer Kenner der Songs von Bob Dylan, in "Festung der Einsamkeit" verarbeitet er die Lebensgeschichte des Soul-Sängers Marvin Gaye. Erstmals in deutscher Sprache erscheint jetzt "Talking Heads - Fear Of Music. Ein Album Anstelle Meines Kopfes". Lethems Groß-Essay über das bahnbrechende Album der New Yorker Band wurde in den USA in der renommierten Reihe „33 1/3“ veröffentlicht. Darin beschäftigt sich ein Autor bzw. eine Autorin jeweils mit einem bedeutenden Album der Pop-Geschichte. „A brilliant series, each one a real work of love“, meinte der britische New Music Express.

Was ist Musik

Baby, baby, baby, where did our fear go? Jonathan Lethem und die Talking Heads, Part II.

(31.08.2014 / 19:00 Uhr)
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The Name Of This Band Is Talking Heads. Das ist der mit doppeltem Boden selbstreferenzielle Titel eines Live-Albums der späten Talking Heads. Der Name war Talking Heads, nicht David Byrne Band. Diese Erkenntnis bestätigt „Fear Of Music – ein Album anstelle meines Kopfes“, das neue Buch von Jonathan Lethem. Lethem erzählt vom 15-jährigen Jonathan, der 1979 in New York City eine Stimme aus dem Radio hört: »Talking Heads have a new album. It’s called Fear Of Music.« Die Stimme gehört David Byrne, dem Songwriter, Sänger und Kopf der Heads. Fear Of Music erwischt Lethem in einer Übergangsphase. Er wird vom Jungen zum Mann und erwischt auch die Talking Heads in einer Übergangsphase. Mit ihrem dritten Album wächst die Band aus dem New Yorker Clubformat heraus, »This ain ́t no Mudd Club, no CBGBs« lautet die berühmte Zeile aus »Life During Wartime«. Gleichzeitig wächst Byrne aus dem Bandformat heraus, seine Zweifel an der Kunstform Rock führen zu einer Expansion der Band, Brian Eno gibt als Produzent von Fear Of Music den fünften Talking Head, weitere werden folgen. Kurze Zeit später startet Byrne mit Eno sein erstes Projekt außerhalb der Band, My Life In The Bush Of Ghosts. So gesehen hat Lethem Recht, wenn er Fear Of Music als das letzte Band-Album der Talking Heads bezeichnet. Es folgt die Afro-Funkifizierung mit Remain In Light, dafür rekrutiert Byrne Bernie Worrell von Funkadelic/Parliament und Nona Hendryx als zweite Stimme. Aus einem Manhattan-Quartett wird ein von David Byrne kuratiertes Projekt mit wechselnden Programmen und Protagonisten. Aus heutiger Sicht liegt es nahe, hier den Anfang vom Ende zu sehen, das Ende der Talking Heads als Band und das Ende von David Byrne als erratisch sprechendem Kopf dieser Band. Lethem liebt Byrne und Band zu sehr, um sich so einer Verfallsgeschichte hinzugeben. All die Filme, die Bücher, Theater mit Robert Wilson, die Erschließung Brasiliens für den amerikanischen Popmarkt, die Soloplatten, das ganze Byrne-Œuvre sei ja schön und gut, so Lethem, »but baby, baby, baby, where did our fear go?« Und er will keine »fearless fear«, mit dieser Bemerkung erledigt er nebenbei die kommerziell erfolgreiche Spätphase, quasi die Band-eigene Postmoderne, für die exemplarisch der Hit steht: »We’re On The Road To Nowhere«. Klar kapriziert sich der Autor Lethem auf den Autor Byrne, er textet über Texte, aber er kriegt auch in einem Satz den Bogen von The Velvet Underground zu KC & The Sunshine Band, erzählt Wissenswertes über die Atemtechnik von Diana Ross und Impotenzmetaphern bei Blind Willie McTell und Randy Newman. Und er hat Soul genug, um eine O.V.-Wright-Spur im sonic space der Talking Heads zu wittern. Diesen sonic space hat nicht Byrne erfunden, er ist das Resultat einer Gruppenarbeit: »You can feel the bass player’s feet on the floor«, schreibt Lethem. Bass player ist Tina Weymouth, deren Anteil am sonic space der Talking Heads hier zu kurz kommt, zumal sie mit ihrem Nebenprojekt ein paar Beiträge zum sonic space HipHop NYC geleistet hat, um die David Byrne sie beneiden müsste. Es war ihr Tom Tom Club, der den »Genius Of Love« in die Welt gesetzt hat, und mit »Wordy Rappinghood« die Mutter aller Schreibmaschinen-Sample-Hits. Der Name der Band war Talking Heads, nicht David Byrne Band. Das verliert Lethem manchmal aus dem Blick. Dann wieder erkennt er beim noch jungen Sänger der Talking Heads die kommenden Probleme des gereiften Solokünstlers David Byrne. »Once in a while, the singer’s psycho-killer-one-man-theater makes too much a cartoon …« Mit Romanen wie “Motherless Brooklyn”, "Festung der Einsamkeit" und zuletzt "Garten der Dissidenten" avancierte der 1964 in Brooklyn geborene Jonathan Lethem zu einem der meist gefeierten Autoren seiner Generation. Wie viele seiner Kollegen dieser Altersgruppe ist Lethem ein Kind der Popkultur. Er gilt als großer Kenner der Songs von Bob Dylan, in "Festung der Einsamkeit" verarbeitet er die Lebensgeschichte des Soul-Sängers Marvin Gaye. Erstmals in deutscher Sprache erscheint jetzt "Talking Heads - Fear Of Music. Ein Album Anstelle Meines Kopfes". Lethems Groß-Essay über das bahnbrechende Album der New Yorker Band wurde in den USA in der renommierten Reihe „33 1/3“ veröffentlicht. Darin beschäftigt sich ein Autor bzw. eine Autorin jeweils mit einem bedeutenden Album der Pop-Geschichte. „A brilliant series, each one a real work of love“, meinte der britische New Music Express.

Der mit der Lampe tanzt - zum 60. Geburtstag von David Byrne

Von christiantjaben
(14.05.2012)
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Der schottisch-amerikanische Musiker und Künstler David Byrne erforscht seit 35 Jahren die Neurosen der westlichen Gesellschaft und begegnet ihnen mit Ironie und afrikanischen Rhythmen. Als Sänger der Post-Punk Ikonen Talking Heads hat er den popkulturellen Bildungskanon einer ganzen Generation geprägt und sich anschließend um die Vermittlung insbesondere der brasilianischen Musik verdient gemacht. Byrne hat seit der Auflösung der Talking Heads 1989 diverse Soloplatten veröffentlicht und arbeitet in NewYork als Künstler und konzeptueller Fotograf. Zuletzt veröffentlichte er ein Buch mit Essays über das Fahrradfahren, eine Disco-Oper („Here Lies Love“) zusammen mit Fatboy Slim (und diversen namhafte Gastsängerinen), in der es um das Leben der Diktatoren-Gattin und Schuh-Fetischistin Imelda Marcos geht, sowie eine Live-Platte mit Caetano Veloso. // David Byrne wurde 1952 in Schottland geboren, um als Kind mit seinen Eltern an die amerikanische Ostküste zu ziehen, wo er vornehmlich in Baltimore aufwuchs. Anschließend ein Studium an der Rhode Island School Of Design und dem Maryland Institute College of Art. Dort trifft Byrne Chris Frantz und Tina Weymouth, mit denen er 1974 Talking Heads (zunächst als „The Artictics“) gründet. Die Band, als deren Sänger er heute noch bekannt ist, obwohl sie sich bereits 1989 aufgelöst hat. Neben der Musik arbeitet Byrne auch mit Photographie, Performance und Video Produktion, macht Kunst. Verstärkt um Jerry Harrison beginnt 1977 die Karriere von Talking Heads (ein “the“ gehörte nie zum Namen) als eine der aufregend neuen Bands der New Yorker Boheme, als Intellektuelle unter den New Wave Prototypen, als eine der Bands, die das CBGBs zur Legende machen. Auf „77“, dem Debut von Talking Heads befindet sich mit „Psycho Killer“ einer der Songs, die Byrne nie wieder losgelassen haben. // Die zweite Talking Heads Platte erscheint 1978, heißt „More Songs About Buildings And Food“ und ist ein weiteres Bekenntnis zur Entfremdung, vertont in schnörkellosem Wave-Pop, der hier und da funky und manchmal auch naiv ist, aber vor allem sehr druckvoll und treibend. // Im Gegensatz zum Erstling wird „More Songs...“ nicht in New York aufgenommen, sondern im Compass Point Studio auf den Bahamas, co-produziert von Brian Eno. 1979 folgt „Fear of Music“, wiederum mit Eno, und zeigt anstelle der bisherigen fast spielerischen Leichtigkeit der Talking Heads eine neue Neigung zum Düsteren in Text und Musik. // Waren die ersten beiden LPs musikalisch noch in Passagen verwandt mit Teenie-Pop und von fast schlichter Machart, tauchen 1979 komplexere Rhythmen, Sounds und Strukturen auf, die das vierte Album „Remain In Light“ durchgehend bestimmen und zum vielleicht vielschichtigsten Album der Band machen. 1980 erschienen, zeigt diese Platte ein erweitertes Spektrum. Afrikanische Polyrhythmik statt CBGBs-tauglicher Gradlinigkeit, vielschichtige Chorgesänge und Gesangsebenen statt des bisher einsamen Protagonisten Byrne und eine ganze Reihe von Mitmusikern und Instrumenten, statt der ursprünglichen Besetzung als Quartett. Die Songschreiber-Credits gelten zuerst David Byrne und Brian Eno und dann, der Legende nach nur auf Druck der anderen Bandmitglieder, auch Talking Heads. „Once In A Lifetime“ wird zur weiteren Hymne für eine Epoche und nichts ist geblieben vom unbeschwerten Pop der frühen Tage. // Die Platte, ein paranoid machender Brocken von Bedeutsamkeit und Basslines, Elektronik und Percussion, markiert einen Bruch, gefolgt von Soloprojekten der Talking Heads. Gerüchte von Trennung machen die Runde. Weymouth und Frantz gründen den Tom Tom Club, Harrison geht solo, Byrne vertont ein Tanztheaterstück für die Choreographin Twyla Tharp („The Catherine Wheel“), produziert die B-52s und Fun Boy Three und macht mit Brian Eno die sehr einflussreiche Platte „My Life In The Bush Of Ghosts“: „Gefundene“ Vocals (TV-Evangelisten, Teufelsaustreiber, arabische Popsänger) werden mit prä-digitaler Elektronik konfrontiert, bis heute ein Blueprint für Sampling Bastler. 1982 wird „The Name Of This Band Is Talking Heads“ veröffentlicht, eine Art „Best Of“ im Live-Format, zusammengestellt aus Konzertmitschnitten von den Anfängen bis zur aktuellen extended Besetzung. 1983 erscheint nach drei Jahren Studiopause überraschend doch ein fünftes Talking Heads Album: „Speaking In Tongues“. Brian Eno ist nicht mehr im Boot, dafür gibt es eine Erstauflage mit einem Robert Rauschenberg Cover und der Sound ist verhältnismäßig poppig. David Byrnes Texte wirken weniger disparat, eine neue Quasi-Normalität hält Einzug. // Man kann darüber streiten, ob die drei letzten regulären Talking Heads Alben viel zu bieten haben, soweit es um musikgeschichtlich Bedeutsames geht. Das schlicht-ergreifende „Little Creatures“ von 1985, die Platte-zum-Film „True Stories“ von 1986 und die finale Jam Session in Paris „Blind“ von 1988 gehen sehr unterschiedliche Wege, haben eigentlich nur einen richtigen Hit („Road To Nowhere“ vom 85er Werk), einige gute Stücke, aber auch Redundanz. Musik, die sich nicht ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat. Als sei man in Gedanken woanders gewesen. Was sogar verständlich wäre. David Byrne hat zum Beispiel 1986 den Film „True Stories“ gedreht, 1987 für seinen Anteil an der Filmmusik zu Bernardo Bertoluccis „Der Letzte Kaiser“ neben Ryuichi Sakamoto einen Oscar bekommen und 1988 „Storytelling Giant“ produziert, eine Videokollektion der Talking Heads (Byrne hat mit seinen Videos MTV Pionierarbeit geleistet), versehen mit Interviews von „normalen“ Menschen über ihr Leben. Und er hat 1988 sein Label Luaka Bop gegründet. Der Film „True Stories“ mit John Goodman ist eine absurd-visionäre Bestandaufnahme amerikanischer Lebensart, erzählt in Anekdoten und Liedern aus und über ein Kaff in Texas. Wer je ein Pandemonium der Achtziger braucht, das sich nicht in hippen Retro-Betrachtungen wiederfindet, kann hier fündig werden. Nebenbei führt Regisseur und Autor Byrne, der selbst im Film als entrückter Kommentator Cowboyhut bewappnet direkt in die Kamera spricht, per eingebautem Videoclip sein Konzept von Culture Jamming ein und schafft es, bei allem Witz und aller Satire Sympathie für seine Protagonisten zu erzeugen, so schräg sie auch sein mögen. // Luaka Bop wiederum zeigt Byrnes Seite als Kulturforscher, als jemand, der gelangweilt ist vom Prinzip der englischsprachig dominierten Popmusik. Er veröffentlicht Weltmusik, wenn er auch den Begriff ablehnt: Kuba, Indien, Afrika, Japan – woher auch immer. Als er 1989 ein Latin Album namens „Rei Momo“ und direkt anschließend „The Forest“, eine düstere Theatermusik für Robert Wilson veröffentlicht, gilt dies als denkbar schlechter Karrieremove. Seine Fanbase kommt nicht mit. Der Mann mit dem zu großen Anzug aus „Stop Making Sense“ hat das Gebäude verlassen. Das hat Byrne Populariät gekostet, definiert seine Hauptrolle in der breiteren Öffentlichkeit bis heute als „Sänger der Talking Heads“, scheint aber im Nachhinein eigentlich genauso nötig wie sinnvoll. Er hat schließlich noch anderes zu tun, als seinem Image als schlauer Rockstar hinterherzulaufen. Und ist wohl auch zu weise, um stumpf nach einer Öffentlichkeit zu suchen, die nur zu dem Preis zu haben ist, dass man seine Arbeit ganz in ihren Dienst stellt, sie mit Hits, heißem Klatsch und hochtrabenden Projekten beliefert. David Byrne dreht aber lieber eine Dokumentation über afro-brasilianische Religion („Ile Aiye - The House Of Life“ von 1989). Er heiratet, wird Vater einer Tochter und nimmt sich wieder rein künstlerischen Arbeiten an. Zusätzlich zur Arbeit als Labelmacher veröffentlicht er in der Zeit nach den Talking Heads bis heute Solo-Alben, 2008 auch wieder eine Zusammenarbeit mit Bria Eno („Everything That Happens Will Happen Today“). Daneben kommen Ausstellungen, Installationen und Künstlerbücher. Mal geht es bei Byrnes Kunst und Büchern um „Sacred Objects“ (1993), mal um das Thema Motivations-Selbsthilfe und Werbung („Your Action World“ 1998), dann um „The New Sins“ (2001, unter anderem Hoffnung, Schönheit und Sinn für Humor) oder um das Microsoft Power Point Programm („Envisioning Emotional Epistemologic Information“, 2003).

Talking Heads – „Speaking In Tongues“ (Album der Woche)

Von ByteFM Redaktion
(08.01.2024)
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Talking Heads – „Speaking In Tongues“ (Album der Woche)
Talking Heads – „Speaking In Tongues“ (Sire Records) Da zum Jahreswechsel traditionell wenig neue Musik veröffentlicht wird, nutzen wir die Chance, den Blick nach hinten zu richten: Statt neuer Langspieler stellen wir wegweisende Alben vor, die 2023 ein Jubiläum gefeiert haben. In dieser Woche ist es „Speaking In Tongues“ von Talking Heads, das in jenem Jahr 40 Jahre alt geworden ist. Gelöst erschienen die frisch wiedervereinten Talking Heads 1983 auf „Speaking In Tongues“. Zumindest in einem der New Yorker Band zuträglichen Maß. Denn plötzlich einem tiefenentspannten David Byrne zuzuhören, wäre vielleicht etwas seltsam gewesen. Schließlich gehörte dessen verklemmt-stressige Aura seit dem Debütalbum „Talking Heads: 77“ zur Band-Handschrift. Genauso seine prägnanten, zwar nicht willkürlichen, aber ungeordneten Texte. Oder der „eckige“, verstockte Funk seines Gitarrenspiels. Doch Talking Heads waren nie allein Byrnes Baby, sondern eine kollektive Unternehmung. Dass oft einen anderer Eindruck entstand, trug zu den Spannungen vor der vorübergehenden Bandauflösung bei. So war für „Remain In Light“ (1980), ihre dritte von Brian Eno produzierte LP, vereinbart, Bandmitglieder und Produzenten alphabetisch als Songautor*innen aufzulisten. Schließlich prägte der Beitrag von Bassistin Tina Weymouth und Drummer Chris Frantz die LP maßgeblich, wie schon die aus kollektiven Jams collagierte Vorgängerin „Fear Of Music“. // Den wohl größten Coup während der Trennung landeten Weymouth und Frantz mit dem Debütalbum ihres neuen Seitenprojekts Tom Tom Club. Hier fand die Bassistin Platz für ihre Ideen, die Byrne und Eno als zu poppig oder zu eingängig abgetan hatten. Aufgenommen in den Compass Point Studios auf den Bahamas, wo sich das Ehepaar ein Haus gekauft hatte, barst das Album vor Lebens- und Spielfreude. Damit kehrte auch eine unschuldige Leichtigkeit ins Schaffen von Weymouth und Frantz zurück, die den Talking Heads unter Enos Avantgarde-Anspruch abhanden gekommen war. Gleich mit den ersten beiden Singles „Wordy Rappinghood“ und „Genius Of Love“ landeten Tom Tom Club einflussreiche Welthits. Dennoch blieb für die beiden Talking Heads die Hauptband. Obschon Byrne Tom Tom Club als „rein kommerziell“ abgetan haben soll, beeinflusste ihr Sound das Talking-Heads-Comeback-Album. // Nach dem Live-Album „Stop Making Sense“ machten Talking Heads noch ein beachtenswertes Album. Auf dem 1985 erschienenen „Little Creatures“ gingen sie musikalisch sogar noch weiter auf den Mainstream zu und Byrne sang sogar in einer zu seinen Stimmbändern passenden Tonlage. Zwar war das Ergebnis erneut hervorragend, aber nie klang die Band im Studio so locker wie auf unserem Album der Woche. Ein funky Bahamas-Urlaub vom Avantgardismus.

„Remain In Light“: Das Art-Funk-Meisterwerk von Talking Heads wird 40

Von ByteFM Redaktion
(08.10.2020)
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„Remain In Light“: Das Art-Funk-Meisterwerk von Talking Heads wird 40
Talking Heads – „Remain In Light“ (Sire Records) Anfang des Jahres 1980 waren Talking Heads eigentlich keine Band mehr. Soviel lässt Schlagzeuger Chris Frantz in seiner kürzlich erschienenen Autobiografie „Remain In Love“ durchblicken. Im Dezember 1979 beendete die US-amerikanische Art-Rock-Band ihre Europa-Tour zu „Fear Of Music“, ihrem im August erschienenen dritten Album. In Russland fragte ein Journalist Frantz und Bassistin Tina Weymouth, was sie nun für die Zukunft planten, jetzt, wo Sänger David Byrne die Band verlassen hat. Davon wussten Frantz und Weymouth nichts. Der nicht besonders umgängliche Sänger und Gitarrist hatte seinen Ausstieg aus der Band nur der Presse verkündet. Aber nicht seinen Mitmusiker*innen. Ende des Jahres 1980 veröffentlichten Talking Heads dennoch das möglicherweise beste Album ihrer Karriere. Der Weg zu „Remain In Light“ war schwer. Doch Byrne, Frantz, Weymouth und Gitarrist Jerry Harrison schufen trotz all der inneren Zerwürfnisse neun Songs, deren seltsame Grooves bis in die Gegenwart nachhallen. Am 8. Oktober 2020 wird dieses Album 40 Jahre alt. // Hört man „Remain In Light“ nach dem Vorgängeralbum, ohne die Hintergrundgeschichte zu kennen, wirkt es eigentlich wie eine logische Fortsetzung. Talking Heads begannen ihre Karriere als zappelige, verkopfte Post-Punk-Band, inspiriert von ihren New Yorker Zeitgenossen Television. Auf „Fear Of Music“ begannen sie jedoch, gemeinsam mit ihrem Produzenten Brian Eno mit Tape-Loops und Afrobeat-Rhythmen zu experimentieren. Am deutlichsten war das im Opener „I Zimbra“ zu hören, ein bizarrer Mash-up aus Highlife-Gitarren und Dada-Poesie. Genau diesen polyrhythmische Art-Funk wollte die Band auf ihrem nächsten Album weiter verfolgen. Doch dann verließ Byrne die Band. // Weymouth und Frantz mussten Byrne förmlich ins Studio locken. Erst begannen sie, mit Harrison ein paar lose Jams aufzunehmen. Mit „I Zimbra“ als Vorbild bauten sie die dichten Afrobeat-Grooves noch weiter aus. Rhythmen stapelten sich wild übereinander. Das Ergebnis steckten sie erst Brian Eno zu. Der Brite, der eigentlich ebenfalls nicht mehr mit Talking Heads zusammenarbeiten wollte, war begeistert. Kurze Zeit später erschien auch Byrne zu den Proben. Zwei Monate später war „Remain In Light“ fertig. // Und der Wahnsinn hört nicht auf: „Crosseyed And Painless“ ist ein Epos, dessen eng verwobene Basslines, Drumpatterns und Gitarrenschichten unbeirrt vor sich hingrooven. In „Houses In Motion“ klingen Talking Heads wie die neurotischen Geschwister von Parliament – und mindestens genau so funky. Der Hit „Once In A Lifetime“ oszilliert im Sekundentakt zwischen Hoffnungshymne und Existenzkrise. Die Ballade „Listening Wind“ bietet überraschend pure, unironische Schönheit, speziell in Weymouths wehleidig absteigendem zweistimmigen Bass. Das ist keine Musik, die von vier Streithähnen und -hennen erschaffen werden kann. Das ist eine Band in künstlerischer Hochform. Als die Band das Studio verließ, war es mit der Magie schnell wieder vorbei. Talking Heads und Brian Eno einigten sich eigentlich gemeinsam auf gleichmäßig verteilte Credits. Auf dem Album stand am Ende, nicht ganz überraschend: „All songs written by David Byrne and Brian Eno.“ Es gleicht einem Wunder, dass diese Band noch weitere zehn Jahre existieren konnte. Sie sollte noch viele Höhepunkte erreichen: Ihr kommerziell erfolgreiches Nachfolgealbum „Speaking In Tongues“, der legendäre Konzertfilm „Stop Making Sense“. Besser als auf „Remain In Light“ klangen sie nie.

Zum 70. Geburtstag: David Byrne in neun Songs

Von ByteFM Redaktion
(13.05.2022)
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Zum 70. Geburtstag: David Byrne in neun Songs
Eine der besten Live-Performances der Pop-Geschichte beginnt mit einem Paar weißer Turnschuhe und zwei grauen, schlecht sitzenden Anzughosenbeinen. Die zu dieser unvorteilhaften Klamotten-Kombination gehörende Hand stellt eine Jukebox auf den Boden. Der Beat setzt ein. Dann fährt die Kamera langsam nach oben und enthüllt die ganze Erscheinung dieses Menschen. Ein sehr dünner, seltsamer Mann mit Akustikgitarre. Der Anzug, eigentlich ein Symbol für professionelle, high-performende Männlichkeit, wirkt an ihm wie ein Schildkrötenpanzer, aus dem sein Kopf nervös nach außen späht. Und dann beginnt er zu singen, zu tanzen – und spätestens von diesem Moment an ist es unmöglich, den Blick abzuwenden. Der Song heißt „Psycho Killer“, der Name der Band ist Talking Heads und der Name dieser seltsamen Kreatur ist David Byrne. Diese legendäre Szene, die den Talking-Heads-Konzertfilm „Stop Making Sense“ eröffnet, zeigt den Musiker, Songwriter und Künstler David Byrne in seiner Essenz. Ein nervöses, außerirdisch wirkendes Wesen, das nebenbei auch noch einer der interessantesten Pop-Musiker seiner Zeit ist. Allein die Alben von Talking Heads sind eine Klasse für sich: Gemeinsam mit seinen drei Mitstreiter*innen Tina Weymouth, Jerry Harrison und Chris Frantz veröffentlichte der US-Amerikaner Jahr für Jahr eine großartige zappelige Post-Punk-und-Funk-Dystopie nach der anderen. Und auch als Solokünstler setzt sein ständig arbeitender Geist bis heute immer wieder großartige Ideen in die Welt. // Dass es sich hier um eine Fassade handelt, sollte mittlerweile klar sein. Byrne singt mit seiner zittrigen Stimme in etwa so über Liebe wie ein Alien, das das Konzept nur auf abstrakter Ebene versteht: „When my love / Stands next to your love / I can't define love / When it's not love.“ „Love → Building On Fire“ ist ein vergifteter Blumenstrauß: Einerseits ein perfektes Stück Pop-Musik, andererseits eine perfide Dekonstruktion des kompletten Konzepts „Liebeslied“. Und das war für David Byrne und Talking Heads nur der Anfang.

Zum 65. Geburtstag von Jerry Harrison

Von ByteFM Redaktion
(21.02.2014)
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Jerry Harrison (2. v. r.) mit den Talking Heads (Foto: Palm Pictures) // Jerry Harrison widmete sich nach der Trennung wieder seinem Studium, doch nicht lang. Nachdem er 1976 die Talking Heads bei einem ihrer Konzerte kennenlernte, wurde er kurzerhand Keyboarder und Gitarrist der Band. Er ist schon auf ihrem Debüt "Talking Heads: 77" zu hören. Für die Talking Heads ging es schnell nach vorne. Ab ihrem zweiten Album "More Songs About Buildings And Food" arbeitete die Band mit Brian Eno als Produzenten zusammen - eine mehr als glückliche Fügung. Und nicht nur in der Rock- und Punkszene wurden die Talking Heads hochangesehen, sie hatten auch kommerziellen Erfolg. "Burning Down The House" landete 1983 in den Top 10 der Billboard Charts. Harrison blieb bis zur Auflösung 1991 bei den Talking Heads. Ohne Sänger David Byrne machten er und die verbleibenden zwei Mitglieder Tina Weymouth und Chris Frantz eine Weile als The Heads weiter. 1996 erschien ihr Album "No Talking, Just Head".

Talking Heads – „Fear Of Music“ wird 40

Von Marius Magaard
(03.08.2019)
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Talking Heads – „Fear Of Music“ wird 40
Talking Heads – „Fear Of Music“ (Sire) Was braucht der moderne urbane Mensch? Diese Frage scheinen Talking Heads auf ihrem dritten Album „Fear Of Music“ zu stellen. Die Antworten lesen sich in den Songtiteln: Rauschgift. Beistand in Form von Haustieren. Eine Lieblingsbar, nennen wir sie einfach „Heaven“. Luft zum Atmen, selbstverständlich. Und Pop-Musik. // Nachdem die Singles des Vorgängers „More Songs About Buildings And Food“ (im speziellen das Al-Green-Cover „Take Me To The River“) der Band erste eindrucksvolle Charterfolge bescherte, wollten Talking Heads klarstellen, dass sie mehr als eine Hit-Maschine waren. Ihre ersten beiden LPs waren Post-Punk, verklärt mit Disco- und R&B-Elementen; sowie Byrnes gesellschaftskritischen Texten. Mit einem Bein im Club, mit dem anderen in der Universität. Mit dem Nachfolger „Fear Of Music“ schwebte der Band ein Gesamtkunstwerk vor, dass den stumpfen Großstadtalltag in dystopische Grooves verwandelte. // Getanzt wird auf diesem Album trotzdem. Gemeinsam mit ihrem Produzenten Brian Eno schufen Talking Heads Groove-Monster wie das hysterisch funkige „Animals“ oder den niemals endenden Drive von „Life During Wartime“. Frantz trommelt um sein Leben. Die Gitarren von Byrne und Harrison kratzen unnachgiebig am Trommelfell. Weymouths Bass-Lines bewegen sich in seltsamen Bahnen.

Die 20 besten Afrobeat(s)-Alben aller Zeiten

Von ByteFM Redaktion
(22.03.2023)
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Die 20 besten Afrobeat(s)-Alben aller Zeiten
Was haben Paul McCartney, Talking Heads, Vampire Weekend und Drake gemeinsam? Sie hatten alle früher oder später in ihrer Karriere ein einschneidendes Erlebnis mit dem Afrobeat. Das in den späten 60er- und frühen 70er-Jahren in Nigeria und Ghana entstandene Genre darf zu den einflussreichsten Musikrichtungen des afrikanischen Kontinents gezählt werden. Bei einem Konzert vom Afrobeat-Urvater Fela Kuti kamen besagtem Beatle 1972 die Tränen (während Kuti später McCartney beschuldigte, auf seinem Album „Band On The Run“ die Musik des Schwarzen Mannes zu stehlen). Talking Heads ließen sich für die Tape-Loop-Experimente von „Fear Of Music“ und „Speaking In Tongues“ direkt von Kutis hypnotischen Epen inspirieren. Vampire Weekend sind neben Foals und Yeasayer nur eine von vielen jüngeren Indie-Bands, die in den Nullerjahren Afrobeat-Klänge appropriierten. Und Drake? Dessen 2016er Smash-Hit-LP „Views“ ist neben jamaikanischem Dancehall auch von nigerianischen Afrobeat-Klängen durchzogen – wobei hier deutlich mehr die moderne, R&B und Pop miteinbeziehende Variation Afrobeats Pate stand. // Dass weiße Post-Punk-Bands wie Talking Heads von Fela Kuti und Konsorten fasziniert waren, ist kein Geheimnis. Deren 1980er Meilenstein „Remain In Light“ ist eine Verbeugung vor Kutis Sound. Vier Kunststudent*innen aus New York (plus Produzent Brian Eno), die nur mit Studio-Tape-Loop-Zauberei die Tightness ihrer Vorbilder reproduzieren konnten. Dass es sich hier um (immerhin nicht verschleierte) kulturelle Approriation handelte, ist auch kein Geheimnis. 38 Jahre später drehte Angélique Kidjo den Spieß wieder um. Die 1960 in Benin geborene Künstlerin veröffentlichte 2018 eine Coverversion der Talking-Heads-LP, eingespielt mit tatsächlichen Afrobeat-Künstlern wie Antibalas und Tony Allen. Besonders die Präsenz von letzterem verwandelt den neurotisch paranoiden Art-Funk von „Crosseyed And Painless“ in eine überschwängliche, lebensfrohe und virtuose Afrobeat-Party. Kidjo singt Teile der Songs in ihrer eigenen Sprache Fon – und macht sich diese Songs triumphal zu eigen.

ByteFM Magazin

Brian Eno, John Cale, Talking Heads

(06.10.2020 / 14:00 Uhr)
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Sein 40. Jubiläum feiert heute „Remain In The Light“, das vierte Studioalbum der Band Talking Heads, an welchem ebenfalls Brian Eno beteiligt war – in diesem Fall als Produzent – und auf dem Talking Heads ihren Klangkosmos um einige Dimensionen erweitert haben. Neben New Wave, hört man Afro-Beat und Funk-Rhythmen, die Gitarren rücken etwas in den Hintergrund, die Synthesizer in den Vordergrund.

Black Midi – „Talking Heads

Von ByteFM Redaktion
(06.05.2019)
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Black Midi – „Talking Heads“
Black Midi grooven nicht. Sie zappeln. Sie torkeln. Sie winden sich. Und immer wenn man sicher ist, so etwas wie einen Halt gefunden zu haben, reißen sie ihn unter den Füßen weg. Das Quartett gilt zur Zeit als meistgehypte Band Londons – und hört man das nervenzerfetzende Math-Rock-Ballett, dass sie in ihrer neuen Single „Talking Heads“ entfalten, versteht man schnell warum. Der Song beginnt mit nervöser Art-Rock-Tänzelei, nicht weit entfernt von der namensgebenden Band aus New York – mutiert aber binnen Sekunden in ein hyperaktives und doch irgendwie elegantes Post-Punk-Massaker. „Talking Heads“ ist unser Track des Tages. Hört ihn Euch hier an:

Was ist Musik

Die Steelfrage, III: Ich bin viele Ölfässer

(07.02.2010 / 20:00 Uhr)
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Alles Quatsch. Wie die Kuhglocke, die Melodica und die Maultrommel gehört die Steeldrum zu den – vor allem von Rockisten – unterschätzten bis verachteten primitiven Instrumenten. Das macht sie interessant. Deswegen stellen wir wieder die Steelfrage. Nach der Steelguitar heute die Steeldrum. Bzw. Steeldrums, dieses Instrument gibt es nämlich nur in der Mehrzahl. Und wenn man dann noch in Betracht zieht, dass sich Robert Mitchum von Steeldrums begleiten liess, um zu erklären, warum die Frauen von heute – überhaupt die Frauen zu allen Zeiten – smarter sind als die Männer, wenn man dann noch in Betracht zieht, dass Van Dyke Parks anhand der Steelband Music die Geschichte von Fluch und Segen der US-amerikanischen Interventionspolitik in der Karibik erzählt, wenn man dann noch in Betracht zieht, dass Taj Mahal steeldrumbegleitet die Black Panther-Aktivistin Angela Davis würdigt, wenn man dann noch in Betracht zieht, dass Kid Creole seine panamerikanische Dancefloor-als-Schmelztiegel-Vision in ein steeldrumgestütztes Calypsogefäss gießt, wenn man dann noch in Betracht zieht, dass auch die Talking Heads…okay, genug. Die Talking Heads sind übrigens die leiblichen Eltern von Vampire Weekend, das als Information für alle, die zu jung sind für Neger und Ölfässer. Wenn man dann aber doch noch in Betracht zieht, dass im Münchner Schlachthof Bronx auf Steeldrums eingeschlagen wird wie sonst nur auf Schweinehälften, dann…bleibt nur die Frage: trommeln eigentlich nur Männer auf diesen verdammten Steeldrums?

Brian Eno in sechs Songs

Von ByteFM Redaktion
(15.05.2018)
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Brian Eno in sechs Songs
Ob mit David Bowie, Talking Heads, U2 oder Grace Jones: Brian Enos Status als einer der wichtigsten Produzenten der letzten 50 Jahre ist unbestritten. Der britische Künstler, der mit bürgerlichem Namen Brian Peter George St. John le Baptiste de la Salle Eno heißt, beschreibt sich oft ganz bescheiden als „Nicht-Musiker“ und hat dennoch eine beachtliche Solo-Karriere hingelegt. Am 15. Mai wird er 70 Jahre alt – ein guter Grund, das musikalische Schaffen des Brian Eno in sechs Songs zusammenzufassen.

Johnny Marr wird 55: Fünf hörenswerte Gastauftritte

Von ByteFM Redaktion
(31.10.2018)
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Johnny Marr wird 55: Fünf hörenswerte Gastauftritte
Talking Heads – „Nothing But Flowers“

School Of Rock

Talking Heads & Brian Eno 1978-1980

(13.07.2018 / 09:00 Uhr)
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Am 14.07.1978 erschien „More Songs About Buildings And Food“, das erste von drei Talking Heads Alben, die der Musiker Brian Eno produzierte. 40 Jahr später blickt die School Of Rock zurück auf die kreative Zusammenarbeit zwischen der New Yorker Art Rock Band und dem britischen Soundpionier. Unterwegs mit Afrobeat-Ideen und mittels Disco-Remix-Techniken heraus aus der Punk-Ära, in der Post-Produktion die Hand am Sound einer gefeierten Live Band. David Byrne entpuppt sich als nervös zuckender virtueller Fernsehprediger der ironisch-entfremdeten, affirmativ-dystopischen Popwelt der 1980er, die Energie der Kunstszene der Lower East Side Manhattans wird in den Jet-Set Sonnenschein der Compass Point Studios in Nassau auf den Bahamas gebeamt. Der Weg vom auf das Nötigste reduzierten Klangkonzept des frühen Quartetts aus dem CBGBs zum bewusst überladenen Sound eines entfesselten Kollektivs aus zehn und mehr Musikern, die dem globalen Pop ihren neurotisch-naiven New Wave Stempel aufgedrückt haben.

ByteFM Magazin am Abend

Van Halen, Talking Heads, Working Men's Club

(07.10.2020 / 21:00 Uhr)
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In der Sendung heute u. a. Musik vom Album "Remain In Light" von Talking Heads das vor 40 Jahren veröffentlicht wurde und von unserem Album der Woche von Working Men's Club. Außerdem: Eddie Van Halen ist gestern im Alter von 65 Jahren gestorben.

School Of Rock

Talking Heads & Brian Eno 1978-1980

(01.07.2018 / 11:00 Uhr)
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Am 14.07.1978 erschien „More Songs About Buildings And Food“, das erste von drei Talking-Heads-Alben, die der Musiker Brian Eno produzierte. 40 Jahre später blickt die School Of Rock zurück auf die kreative Zusammenarbeit zwischen der New Yorker Art-Rock-Band und dem britischen Soundpionier. Unterwegs mit Afrobeat-Ideen und mittels Disco-Remix-Techniken heraus aus der Punk-Ära, in der Post-Produktion die Hand am Sound einer gefeierten Live-Band. David Byrne entpuppt sich als nervös zuckender virtueller Fernsehprediger der ironisch-entfremdeten, affirmativ-dystopischen Popwelt der 1980er, die Energie der Kunstszene der Lower East Side Manhattans wird in den Jet-Set-Sonnenschein der Compass Point Studios in Nassau auf den Bahamas gebeamt. Der Weg vom auf das Nötigste reduzierten Klangkonzept des frühen Quartetts aus dem CBGBs zum bewusst überladenen Sound eines entfesselten Kollektivs aus zehn und mehr MusikerInnen, die dem globalen Pop ihren neurotisch-naiven New-Wave-Stempel aufgedrückt haben.

ByteFM Magazin

The Specials, Talking Heads & Janis Joplin

(05.10.2020 / 14:00 Uhr)
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Gestern vor 40 Jahren ist das zweite Album von The Specials erschienen. Genauso alt wird in dieser Woche auch das Album "Remain in Light" von Talking Heads.

ByteFM Magazin

Talking Heads, Modern Lovers & britische Singles 1964

(21.02.2019 / 10:00 Uhr)
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Auch Jerry Harrison ist Thema, er war Keyboarder und Gitarrist bei Jonathan Richman and The Modern Lovers und Talking Heads, heute wird er 70.

John Moods tanzt zwischen Stevie Wonder und Talking Heads

Von ByteFM Redaktion
(29.06.2019)
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John Moods tanzt zwischen Stevie Wonder und Talking Heads
In „I Wanted You“ tanzt Jarzyna wie gewohnt leichtfüßig zwischen verschiedensten Referenzen – und schafft dabei seine ganz eigene Klangwelt. Mit seinen funky Clavinet-Sounds erinnert der Song direkt an Stevie Wonder, während der Beat mit dem stoischen Groove der frühen Talking Heads voranschreitet. Der Gesang ist jedoch purer Jarzyna, mit seltsamen Harmonien, tiefen Mönchschören – und seiner eigenen Stimme als verschmitztem Anker.

taz.mixtape

Johnny Dowd, Moor Mother, The Jesus & Mary Chain, Arnold van Wyk & Hubert du Plessis, Talking Heads

(29.03.2024 / 17:00 Uhr)
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Wo die Hütte brennt. Der „Psycho Killer“ ist zurück. Jonathan Demmes Konzertfilm „Stop Making Sense“ mit den Talking Heads kommt restauriert auf die Leinwand und Tim Caspar Boehme staunt über Ovationen im Kinosaal.

Afrobeat aus New York City – das neue Album von Antibalas

Von ByteFM Redaktion
(21.08.2012)
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Das Genre Afrobeat geht zurück auf den nigerianischen Musiker und Menschenrechts-Aktivisten Fela Kuti. Zusammen mit dem Schlagzeuger Tony Allen vermischte Fela Kuti in den 70er-Jahren Elemente westafrikanischer Highlife-Musik mit amerikanischem Funk. Die Musik war für Fela Kuti immer auch Vehikel, ethnische Konflikte, Missmanagement und Korruption in den postkolonialen afrikanischen Ländern zu kritisieren. Seit Fela Kutis Tod 1997 befassen sich Antibalas mit dem musikalischen Erbe ihres Vorbilds. „Als ich Felas Musik zum ersten Mal hörte, konnte ich nicht aufhören, dazu zu tanzen. Ich hatte noch nie solche Musik gehört! Als ob James Brown und Duke Ellington gleichzeitig Musik machten“, erinnert sich Jordan McLean. In den späten 70er-Jahren, noch bevor Jordan zur Welt kam, war Fela Kuti mehrfach in New York, um Einflüsse für seine Musik zu sammeln. Mit seinen Konzerten beeinflusste er damals viele New Yorker Bands, allen voran David Byrne und die Talking Heads. Für deren Album “Remain In Light” von 1980 waren Fela Kutis New Yorker Afrobeat-Konzerte wichtige Inspiration. Anders als die Talking Heads, die sich damals der Musik Kutis bedienten, um etwas Neues zu schaffen, klingt der Afrobeat von Antibalas traditionell. Das Interesse am Erhalt der musikalischen Strukturen des Afrobeat, die beinahe pflichtbewusste kollektive Auseinandersetzung mit Felas Musik, hat Antibalas inzwischen zum Vorbild für eine junge Generation New Yorker Bands werden lassen. Auch für solche Gruppen, denen man das Interesse an traditioneller afrikanischer Musik nicht unbedingt anhört.

School Of Rock

David Byrne wird 60

(13.05.2012 / 18:00 Uhr)
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School Of Rock - David Byrne wird 60
Der schottisch-amerikanische Musiker und Künstler David Byrne erforscht seit 35 Jahren die Neurosen der westlichen Gesellschaft und begegnet ihnen mit Ironie und afrikanischen Rhythmen. Als Sänger der Post-Punk Ikonen Talking Heads hat er den popkulturellen Bildungskanon einer ganzen Generation geprägt und sich anschließend um die Vermittlung insbesondere der brasilianischen Musik verdient gemacht. Byrne hat seit der Auflösung der Talking Heads 1989 diverse Soloplatten veröffentlicht und arbeitet in NewYork als Künstler und konzeptueller Fotograf. Zuletzt veröffentlichte er ein Buch mit Essays über das Fahrradfahren, eine Disco-Oper („Here Lies Love“) zusammen mit Fatboy Slim (und diversen namhafte Gastsängerinen), in der es um das Leben der Diktatoren-Gattin und Schuh-Fetischistin Imelda Marcos geht, sowie eine Live-Platte mit Caetano Veloso.

ByteFM Magazin

Once In A Lifetime

(13.05.2022 / 14:00 Uhr)
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Morgen wird David Byrne (Talking Heads) 70 Jahre alt und da man bekanntermaßen nur einmal 70 Jahre alt wird, wollen wir das im Magazin auch etwas feiern. Als Gitarrist und Sänger hatte er bis zur Bandauflösung 1991 bei den Talking Heads Karriere gemacht.

„Heaven“: neue Doppelsingle von Soft People (Songpremiere)

Von ByteFM Redaktion
(25.02.2021)
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„Heaven“: neue Doppelsingle von Soft People (Songpremiere)
Das kalifornische Indie-Pop-Duo Soft People bringt mit „Heaven“ eine neue Doppel-Single raus. Darauf verarbeitet die Band Werke von zwei ihrer Lieblingskünstler, nämlich David Lynch und David Byrne (Talking Heads). Caleb Nichols und John Metz haben sich dafür Unterstützung von Noah Kwid (Dirt Dress) geholt, der das Artwork beigesteuert hat.

Messer – „Der Mieter“ (Songpremiere)

Von ByteFM Redaktion
(23.10.2019)
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Messer – „Der Mieter“ (Songpremiere)
Ob The Clash oder The Slits, Public Image Ltd. oder Pere Ubu, Talking Heads oder Bad Brains: Unzählige englischsprachige Bands kontrastierten ihre kratzigen (Post-)Punk-Attacken mit den tiefgrabenden Basslines und nebligen Klangwolken des Dub. Ein Stilmittel, das im deutschen Post-Punk-Revival noch nicht viel Raum bekommen hat. Bands wie Die Nerven, Human Abfall oder Friends Of Gas umarmen zwar das repetitive Chaos, machten bisher aber größtenteils einen Bogen um den Dub.

David Byrne - „American Utopia“ (Rezension)

Von Marius Magaard
(08.03.2018)
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David Byrne - „American Utopia“ (Rezension)
„And as things fell apart / Nobody paid much attention“, sang David Byrne einst im Jahr 1988. Die Zeile stammt aus „Nothing But Flowers“, einer der letzten Singles seiner alten, bahnbrechenden Band Talking Heads. Die menschliche Indifferenz gegenüber der Katastrophe beschäftigte den US-amerikanischen Art-Pop-Neurotiker bereits, als Ronald Reagan noch Präsident seines Landes war.

Neue Platten: Arthur's Landing - "Arthur's Landing"

Von sibille-heine
(03.02.2011)
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Wer? Hinter Arthur’s Landing verbirgt sich ein Musikerkollektiv, das sich aus befreundeten Musikern und Wegbegleitern Arthur Russells zusammensetzt und mit "Arthur's Landing" ihr Debütalbum vorlegt. Zur festen Besetzung der Band, die Arthur Russell Songs interpretiert, gehört u.a. Ernie Brooks, Steven Hall, Peter Zummo, als Gastmusiker bei Gigs kommen manchmal Größen wie Jerry Harrison von den Talking Heads hinzu.

Hertzflimmern

Pleasure Of A Melody

(12.01.2024 / 21:00 Uhr)
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Ein Konzertfilm am letzten Abend des Jahres 2023 dient als Inspiration für die erste Ausgabe von Hertzflimmern in diesem Jahr: Zum 40-jährigen Jubiläum von „Stop Making Sense“ ist das Filmmaterial, das die US-Band Talking Heads bei drei ihrer Live-Auftritte im Pantages Theater in Hollywood zeigt, restauriert worden. Ein mitreißender, kurzweiliger Konzertfilm, gedreht 1984 von Jonathan Demme. Die Hauptrollen spielen natürlich David Byrne, Tina Weymouth, Chris Frantz und Jerry Harrison. Mit ihnen auf der Bühne: Keyboard-Pionier Bernie Worrell, Alex Weir, Steve Scales, Lynn Mabry und Edna Holt. Neben Musik von Talking Heads und Tom Tom Club dominieren 1980er-Sounds und aktuelle Künstler*innen, die Elemente daraus in ihren Songs verarbeiten, wie Omni und Pose Dia.

Was ist Musik

100 Jahre Dada im Pop

(07.02.2016 / 19:00 Uhr)
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Lupenreiner Dada ist der erste Song auf «Fear of Music», dem mit Brian Eno produzierten Talking Heads-Album von 1979. «A bim beri glassala grandrid / E glassala tuffm I zimbra», singt Byrne, Hugo Balls Lautgedicht «Gadji beri bimba» von 1916. „Für alle, die es nach Sinn verlangt oder Hinweisen darauf, was man wohl von der Reise, die man mit dem Absenken der Nadel am Plattenspieler angetreten hat, erwarten kann, gibt es einen linken Haken Marke Dada vor die Kinnlade.“ So Jonathan Lethem in seinem Buch über „Fear of Music“, dem er ein Zitat von Hugo Ball voranstellt: »Der Krieg ist auf einem krassen Irrtum begründet worden. Man hat die Menschen für Maschinen gehalten.« Zwei Jahre vor „Fear of Music“ samplet Brian Eno die „Ursonate“ von Kurt Schwitters für seinen Song „Kurts Rejoinder“. 1981 gehen Eno & Byrne den Schritt von der Hommage auf Dada zur Adaption der Methode Dada. Auf „My life in the bush of ghosts“ verarbeiten sie „found objects“: Stimmen von Predigern, libanesische und ägyptische Sänger, Radioschnipsel, die Eno aufgenommen hatte, akustische Readymades im Geiste Duchamps. Aber vielleicht ist das wieder eine von diesen „geschichtlichen Hauruck-Analogien, die immer herangezogen werden, wenn etwas Neues erklärt oder wegerklärt werden soll: Gab es da nicht eine britische Band, die sich Cabaret Voltaire nannte? Hatten die Talking Heads nicht…“ Der Mann, der sich gegen Hauruck-Analogien wendet, hat ein ganzes Buch über die Analogien und eben Nicht-Analogien von Dada und Punk geschrieben, quasi die Punk-Geschichte noch mal mit Dada (und Situationismus) im Gepäck rekapituliert. Sein Name ist Greil Marcus und „Lipstick Traces – Von Dada bis Punk, Kulturelle Avantgarden und ihre Wege aus dem 20.Jahrhundert“ ist mit seinem überbordenden Willen zur Interpretation insofern eine praktizierte Liebeserklärung an Punk und Dada, als es beiden indizien- wie ideenreich nachweist, dass sie viel mehr miteinander zu tun haben, als ihnen selbst bewußt ist. Unbewußtes zu Tage fördern, Dada als Fremdzuschreibung und dann mal gucken was dran ist, siehe Holger Hiller. Vielleicht ist Dada doch nicht überschätzt.